Schmecken geschieht nicht nur auf der Zunge. Unsere Fähigkeit, Aromen wahrzunehmen, hängt stark mit dem Geruchssinn zusammen. Beim Essen und Trinken werden sowohl die Geschmacksknospen im Mund als auch die Riechzellen in der Nase aktiviert – gemeinsam erzeugen sie das Gesamterlebnis, das wir Geschmack nennen. Besonders deutlich wird das in der Welt des Weins, wo Aromen und Nuancen oft den Unterschied zwischen zwei Gläsern ausmachen.
Die Rolle der Geschmacksknospen
Die Zunge kann fünf Grundgeschmacksrichtungen erkennen:
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Süß
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Sauer
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Salzig
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Bitter
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Umami
Diese werden von Geschmacksknospen registriert, die über die ganze Zunge verteilt sind, und bilden die Grundlage des Geschmacks. Im Wein kann man zum Beispiel Säure als Frische, Bitterkeit als Tannine oder Süße in einem Dessertwein wahrnehmen.
Warum das Aroma entscheidend ist
Wenn wir kauen oder einen Schluck Wein nehmen, werden Aromen freigesetzt, die über den Rachen in die Nase gelangen. Dies nennt man retro-nasale Wahrnehmung und erklärt, warum alles fade schmeckt, wenn wir erkältet sind. Das Aroma ermöglicht es uns, fruchtige, blumige, würzige oder erdige Noten zu erkennen – hier wird Weinverkostung zur Kunst.
Warum wir Geschmack unterschiedlich erleben
Es gibt mehrere Gründe, warum Menschen Aromen unterschiedlich wahrnehmen:
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Genetik – sogenannte „Super-Taster“ besitzen mehr Geschmacksknospen und nehmen Geschmäcker intensiver wahr.
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Alter – mit den Jahren lässt der Geschmacks- und Geruchssinn oft nach.
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Training und Erfahrung – Sommeliers und Köche üben täglich, um ihre sensorischen Fähigkeiten zu verfeinern.
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Lebensstil und Gesundheit – Rauchen, Krankheiten und Medikamente können die Wahrnehmung beeinflussen.
Kann man seinen Geschmackssinn trainieren?
Ja – Geschmack und Geruch können wie ein Muskel trainiert werden. Einige Tipps:
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Bewusst riechen – halte inne und versuche, Aromen in Kaffee, Wein oder Gewürzen zu benennen.
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Vergleichen – probiere zwei Weine derselben Rebsorte aus unterschiedlichen Regionen und achte auf Unterschiede.
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Ein Aromenrad nutzen – Weinkenner verwenden oft Aromaräder, um die richtigen Begriffe zu finden.
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Vielfalt probieren – je mehr Lebensmittel, Getränke und Weine du ausprobierst, desto größer wird deine Geschmacksbibliothek.
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In Gruppen üben – bei Verkostungen fallen einem oft Nuancen auf, die man alleine übersehen hätte.
Das Geschmackserlebnis ist ein Zusammenspiel von Nase und Mund, wobei der Geruchssinn die Hauptrolle spielt. Mit Neugier, Achtsamkeit und Übung kann jeder seinen Geschmackssinn verfeinern – und Wein- sowie Esserlebnisse noch intensiver genießen.